Holodomor - Vernichtung durch Hunger/10 Wie überlebten die Menschen?: Unterschied zwischen den Versionen

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Verbreitet war während der Hungerjahre auch eine Grassuppe, die auf Basis von Rübenkwas zubereitet wurde. Es wurden verschiedene Blätter und Wurzeln,  Weiß-Gänsefuß, Löwenzahn, Wegerich und Brennesseln hinzugefügt.
 
Verbreitet war während der Hungerjahre auch eine Grassuppe, die auf Basis von Rübenkwas zubereitet wurde. Es wurden verschiedene Blätter und Wurzeln,  Weiß-Gänsefuß, Löwenzahn, Wegerich und Brennesseln hinzugefügt.
 
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[https://mega.nz/#F!OLgTHQCY!g19-zihqdXpnHcMqAyuS3w Broschüre des Ukrainischen Instituts für Nationales Gedenken]

Aktuelle Version vom 12. Oktober 2019, 08:43 Uhr

Unter den Bedingungen des totalen Nahrungsmittel-Mangels griffen diejenigen, die um ihr Leben und um das Leben ihrer Familien kämpften, zu den unterschiedlichsten Methoden. Sich anpassen und sich alternative Nahrungsmittel-quellen zu besorgen bedeutete, überleben zu können. Wer sich auf andere verließ oder aufgab, der starb als Erster.

Es überlebten vor allem diejenigen, denen es gelang, Lebensmittel, Geld und Kleidung vor den Requisitions-Kommandos zu verstecken. Auf dem Schwarzmarkt konnte man Lebensmittel kaufen oder sie für Kleidung und Wertsachen eintauschen. In besonderen Geschäften, die angeblich für den Handel mit Ausländern (Torgsin) geschaffen wurden, konnten die Bauern Mehl, Grütze, Fette und andere Lebensmittel besorgen, vorausgesetzt, sie konnten diese mit goldenen oder silbernen Wertsachen oder Valuta bezahlen. 1933 musste man im Torgsin für einen Sack Mehl 11 Gramm reines Gold bezahlen. Natürlich hatte nur ein geringer Teil der Bevölkerung solche Ersparnisse. Während der Hungerjahre presste das Regime aus der Bevölkerung auf diese Weise alle Wertsachen heraus.

Einen wichtigen Beitrag zur Rettung trugen auch die Kühe bei, die, um sie vor Diebstahl zu schützen, oftmals in der Unterkunft gehalten wurden. Auch die Natur kam zu Hilfe. Denn alles, was man in ihr finden oder erlegen konnte, sei es im Wald, im Feld oder im Fluss, trug zur Rettung bei. Zudem verschwanden im Frühjahr 1933 in den ukrainischen Dörfern zum Beispiel Hunde und Katzen. Den einen vermochte nicht einmal der schrecklichste Hunger dazu zu verleiten, gewisse Tabus zu brechen, wie etwa verendete Tiere zu essen. Während sich andere zu viel schlimmeren Dingen hinreißen ließen.

Manch einer denunzierte seinen Nachbarn, um an einen Teil seines Eigentums zu gelangen, um es wiederum verkaufen und dafür Lebensmittel kaufen zu können. Wiederum andere meldeten sich als Dorfaktivisten an. Die erhaltene Belohnung umfasste einen Anteil am geraubten Hab und Gut der Nachbarn und erlaubte ihnen, sich eine gewisse Zeit über Wasser zu halten.

War es nicht möglich, die Familie im Heimatdorf oder in der Heimatstadt durchzubringen, verließ man diese auf legalem oder illegalem Wege und ging auf Nahrungs- oder Arbeitssuche in die Industriezentren, wie etwa in den Donbas. Aber selbst für die Arbeit in den Minen des Donbas wurde eine Sondergenehmigung benötigt, die man nur durch Bestechung oder durch die richtigen Beziehungen erhalten konnte. Die Ukrainer nahmen ihr letztes Geld sowie Hab und Gut und versuchten nach Russland oder Weißrussland auszureisen, um es dort gegen Brot einzutauschen. Diejenigen, die Verwandte außer-halb der Republik hatten, fuhren für immer dorthin. Einige versuchten über die Staatsgrenze in die Westukraine oder nach Moldowa durchzubrechen. Die meisten wurden jedoch festgenommen oder einfach vor Ort von Grenzsoldaten erschossen.

Ersatzspeisen während der Holodomor-Periode

Eichenrinde mit Flachs. Die Rinde wurde zerkleinert und gedünstet, dann wurden Flachssamen hinzugegeben, dazu zerkleinerte und gedünstete Kamille und eine Handvoll Maisgrütze.

Brennnessel-Fladen wurden aus überbrühten Brennnesseln und Löwenzahn, gedünstetem Weizen mit etwas Mehl und verdünnt mit Wasser gebacken.

Kleine Kastanienbrote mit Dillsamen. Die Kastanienschalen wurden entfernt und der Kern zerkleinert. Es wurden gedünstete Dillsamen und etwas Weizengrütze als Bindemittel hinzugefügt.

Verbreitet war während der Hungerjahre auch eine Grassuppe, die auf Basis von Rübenkwas zubereitet wurde. Es wurden verschiedene Blätter und Wurzeln, Weiß-Gänsefuß, Löwenzahn, Wegerich und Brennesseln hinzugefügt.

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Quelle

Broschüre des Ukrainischen Instituts für Nationales Gedenken