02 Die Ukraine - Errichtung des kommunistischen totalitären Regimes

Militäreinheit der 1. Reiterarmee zur Bekämpfung des „Banditentums“ im Gouvernement Katerynoslav, 1920. Ende 1920 – Anfang 1921 verfügten die fünf auf dem Territorium der besetzten Ukraine stationierten bolschewistischen Armeen über eine Mannstärke von 1,2 Millionen. Diese Armeen setzten sich zu 85% aus Großrussen, zu 9% aus Ukrainern, zu 6% u.a. aus Polen, Weißrussen, Juden, Deutschen zusammen

Im November 1917 ergriffen die Bolschewiki unter dem Motto der „Diktatur des Proletariats“ und des „Roten Terrors“ unter Lenins Führung in Russland die Macht. Schon nach einem Monat erklärten sie der Ukraine den Krieg. Zwischen 1918 und 1920 besetzten sie Kyjiw aufgrund ihrer militärischen Überlegenheit insgesamt vier Mal. Bis Ende 1920 gelang es dem Militär des bolschewistischen Russlands, den Großteil der ukrainischen Territorien endgültig zu besetzen.

Bis Mitte der 1920er Jahre leisteten dem kommunistischen Regime Hunderte ukrainischer aufständischer Bauerntrupps und Partisanen Widerstand. Bis 1921 hatten sich diesen Gruppen bereits über Hunderttausend Menschen angeschlossen. Um ihre Macht in der Ukraine zu aufrechtzuerhalten, sahen sich die Bolschewiki gezwungen, einen Quasi-Staat, die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (USSR), mit der Hauptstadt in Charkiw zu gründen.

1919 begannen die Bolschewiki in den besetzten Teilen der Ukraine die Politik des „Kriegskommunismus“ einzuführen. Dieser sah eine Verstaatlichung der Industrie, die Einschränkung von Ware-Geld-Beziehungen und deren Ersatz durch staatliche Regulierung, eine Versorgungsdiktatur und die Arbeitspflicht vor.

Opfer des roten Terrors. Cherson, 1919.

Ihre Ziele erreichten die Bolschewiki durch Terror. Gerade die Politik des „Kriegskommunismus“ und die Dürre wurden zum Hauptgrund der Hungersnöte von 1921 – 1923, die die Ukraine und Südrussland erfassten.

In den Jahren 1921 – 1923 wurde für die Unterdrückung des Widerstandes erstmals der Hungerterror als Mittel getestet, indem der Bevölkerung die Nahrungsmittelgrundlagen entzogen wurden.

Zu Beginn der 1920er Jahre sahen sich die bolschewistischen Machthaber mit der Gefahr eines vollständigen Wirtschaftskollapses und eines großen Krieges mit der Bauernschaft konfrontiert. Deshalb entschieden Lenin und die Bolschewiki, sich vom Kurs des schnellen Aufbaus des Kommunismus abzuwenden und zur „Neuen Ökonomischen Politik“ (NÖP) mit Ware-Geld-Beziehungen überzugehen. Diesen Schritt betrachteten sie jedoch nur als taktischen Rückzieher vom Aufbau des Kommunismus.

Oleksandr Schumskyj, seit September 1924 Volkskommissar der Ukrainischen SSR (USSR) für Bildung, betrieb aktiv die Politik der Ukrainisierung. Er wurde jedoch bereits im Februar 1927 „nationalistischer Neigungen“ beschuldigt und seines Amtes enthoben.

Gleichzeitig wurde die Ukrainisierung gefördert, d.h. die offizielle Politik der Sowjetmacht, welche die Beteiligung von Ukrainern am Staatsapparat und die Einführung der ukrainischen Sprache in Verwaltungs- und Bildungseinrichtungen vorsah.

Die Ukrainisierung förderte die rasche Wiedergeburt und das Aufblühen der ukrainischen Kultur.

Die Ukrainer standen der Einführung der NÖP und der Politik der Ukrainisierung überwiegend positiv gegenüber.

Doch der Preis für diese Maßnahmen erwies sich als zu hoch und schließlich wurde mit der Errichtung eines totalitären kommunistischen Systems begonnen. Bis Ende der 1920er Jahre waren die absolute, durch nichts und niemanden eingeschränkte Macht sowie die Ressourcen in Stalins Händen konzentriert. Sogar das formale Mehrparteiensystem wurde abgeschafft, und die kommunistische Partei verschmolz endgültig mit dem Staat.

Die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (USSR) verfügte über keine echte Souveränität, und die ukrainischen Kommunisten waren einer strengen Parteidisziplin unterworfen.

Auch die ukrainische Intelligenzija wurde a priori von den kommunistischen Machthabern als feindlich gesinnt eingestuft. Ihre bekanntesten Vertreter unterstanden ständiger verdeckter Beobachtung durch die Geheimdienste. Besonders beunruhigend für die Parteiführung war jedoch die oppositionelle Stimmung in den ukrainischen Dörfern, denn in den 1920er Jahren machte die Bauernschaft etwa 85% der Bewohner der Ukrainischen SSR (USSR) aus.

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Quelle

Aus der Broschüre des Ukrainischen Instituts für Nationales Gedenken:
Ukraine - Hungergenozid 1932-33